
cf: Hotel - Jensens Büro
Nachdem ich das Hotel wieder verlassen hatte, zahlte ich als erstes den Scheck auf der Bank ein. Das Sümmchen würde für deutliche Entspannung sorgen, auch wenn mir klar war, dass ich mich darauf nicht ausruhen konnte. Wartungsvertrag hin oder her.
Was Jensen anging, so hatte dieses Treffen nichts an meiner Entscheidung geändert. Eher hatte es mich noch in meiner Meinung bestärkt, dass es eine Chance gab das was einmal war, wieder wach zu rütteln. Ich musste einfach nur hartnäckiger als er sein und vermutlich sollte ich mir ein dickes Fell zulegen. Wer ihn von früher kannte, dem musste es einfach weh tun ihn so zu sehen. Es war so falsch und so verdreht.
Da ich noch keine Lust hatte in meine Wohnung zurückzukehren, suchte ich den Park auf und stellte fest, dass heute auf der großen Wiese ein freier Flohmarkt stattfand. Das kam mir gerade recht und so bummelte ich an den verschiedenen Tischen vorbei, wo alle möglichen Waren angeboten wurden. Teilweise billige Neuware aus China oder Korea, manches aber auch echt Antik. Wieder anderes war einfach nur Schund oder gnadenlos überteuert.
An einem der Stände kaufte ich mir einen Strandhut mit violetten Bändern, in der festen Absicht irgendwann es auch mal an den Strand zu schaffen. Nachdem ich bezahlt hatte und mir noch ein Eis gekauft hatte, bummelte ich weiter, bis ein Stand mit Büchern meine Aufmerksamkeit erregte. Ein unscheinbares Buch lag direkt an der Ecke und lachte mich an. Wenn mich nicht alles täuschte eine der Erstausgaben von Tolkiens "Der Hobbit". Auf jedenfall sah das Buch alt aus und war vom Einband her keine der Neuauflagen.
Sofort beschleunigte ich meinen Schritt, denn mir war klar, dass ich hier ein echtes Schnäppchen liegen hatte. Bevor ich jedoch nach dem Buch greifen konnte, kam mir jemand zuvor, der wohl von der anderen Seite das selbe Ziel angesteuert hatte. Eine junge Frau, wie ich feststellen musste. In der Hoffnung, dass sie das Buch wieder auf die Seite legen würde, blieb ich neben ihr stehen und besah mir zum Schein die Auslage.
Da sie das Buch nicht beiseite legte, wandte ich mich scheinbar beiläufig an sie: "Das würde ich hier nicht kaufen. In der Reihe nebenan verkauft jemand die Neuauflage. Besser erhalten und dazu noch billiger."

Ich hatte endlich mal neben dem Studium Zeit. Doch so langsam begann ich nicht mehr nur die graue Maus zu sein und die gute kleine Tochter. Seit ich meinen Eltern offenbart hatte, das ich auf Frauen stand, bin ich zuhause rausgeflogen, meine Eltern hatten sorgen es würde schlechte Schlagzeilen geben.
Ich entschied mich dazu zur großen Wiese zu gehen, es war ein schöner Tag und etwas Sonne würde mir auch gut tun. Wie gedacht so getan, ich hatte einige Sachen in meine Tasche gepackt und sie mir über die Armbeuge gehängt. Als ich merkte das es hier einen Flohmarkt gab, hob ich skeptisch eine Augenbraue. Super, und ich dachte hier hätte man etwas Ruhe, aber gut. Ging es durch meinen Kopf.
Ich ging also über den Flohmarkt, es gab hier wirklich einige interessante Sachen, doch war es in meinen Augen fast alles einfach nur Müll, doch auf dem einen Tisch lag ein Buch, ich hoch es hoch und sah es an, es war wirklich eine Erstausgabe von Tolkiens "Der Hobbit" das hatte ich nun nicht erwartet.
Ich merkte nach einiger Zeit das eine Frau neben mir stand. Ich wand mich zu ihr, als sie mit mir sprach. "Die Neuauflagen sind nur halb so schön zu lesen, ich mag die alte Schreibweise. Doch da ihr euch ja bereits so gut um gesehen habt, könnt ihr dort ja hingehen." das mir der Preis völlig egal war, sagte ich natürlich nicht.


Zu meiner Enttäuschung ließ sich die junge Frau nicht von dem Buch abbringen. So ganz verbergen konnte ich das auch nicht und ich stand für einen Augenblick nur unschlüssig dumm herum. Normalerweise wäre das der Punkt gewesen, an dem ich mich umgedreht hätte, um zu gehen. Doch es erschien mir wie eine kleine Fügung, dass ich gerade heute über das Buch gestolpert war.
"Das klingt jetzt bestimmt total verrückt für sie, doch sie würden mir einen Riesengefallen tun, wenn sie mir das Buch überlassen. Ich hatte gerade einen ziemlich heftigen Streit mit einem guten Freund von mir. Naja, im Moment eigentlich eher weniger gut. Zumindest ist das seine Meinung. Ich bin da anderer Ansicht. Und dieses Buch ..." Ich verstummte, da ich merkte, dass ich die arme Frau gerade am zutexten war. Ratlos rieb ich mir mit der Hand den Nacken und seufzte einmal. "Bitte? Ich lad sie auch auf ein Essen ein."
Ohja, klasse Kat. Jetzt hielt sie dich bestimmt für vollkommen verrückt.

Ich sah die Frau an und zog die Augenbraun hoch, die glaubt doch nicht wirklich das es mich interessiert, warum sie das Buch haben wollte. Das sie mit einem Freund Streit hatte, tat mir leid für sie. Und mal ganz nebenbei, was bildete die sich eigentlich ein, ich würde mich sicherlich nicht an einen Rechner setzen und dieses Buch erneut suchen, zu lange habe ich es bereits gesucht um es nun einfach herzugeben. "Wunderschön und ich brauche es unbedingt, da der Kater meines Vaters gestorben ist." meinte ich sichtlich ironisch. "Sie glauben doch selbst nicht das was sie mir erzählen in der Hoffnung ich würde ihnen das Buch überlassen." ich machte eine kurze Pause "Ihre Einladung klingt nett, doch würde ich selbst für die das Buch nicht her geben, da ich bezweifel das ich mich wohin einladen könntet, wo ich nicht selbst hin kann." Ich war von dem Versuch sichtlich an gefressen.


Heute war wohl wirklich nicht mein Tag. Ich stieß ein genervtes Schnauben aus, als die Frau neben mir nur einen ironischen Kommentar übrig hatte. Freundlichkeit war wohl nicht ihre Stärke.
Die Krone war jedoch, dass sie mir unterstellte ihr eine Lüge aufzutischen, um das Buch zu bekommen. Die ganze Art, die Kleidung und nicht zuletzt der Kommentar wegen dem Essen - das alles schrie nach der Oberschicht.
"Müsst ihr in Malibu die Freundlichkeit eigentlich abgeben, sobald ihr ein wenig Geld auf dem Konto habt? Wenn das so ist, verzichte ich auf das große Geld." Kopfschüttelnd trat ich einen Schritt zurück.
"Wissen sie, ich hab es nicht nötig, irgendwelche Lügen aufzutischen. Viel Spaß mit dem Buch, es gibt bestimmt eine ganz tolle Tischgesellschaft ab und zudem so genügsam, was das Essen angeht.", gab ich ebenso ironisch zurück. Vermutlich kaufte man sich in der Einkommensklasse seine Freunde einfach im Internet und hatte es nicht mehr nötig freundlich zu sein.

Normalerweise war es nicht meine Art jemand derart bissig abzukanzeln und dann einfach zu gehen. Doch die Frau zeigte keine weitere Reaktion und mir fehlte die Kraft für ein weiteres Gespräch dieser Art. Der einzige Grund warum ich mich bei Jensen genau darauf einließ, obwohl ich genau wusste, dass ich am Ende nur verletzt wurde, war die Freundschaft die wir mal geteilt hatten. Und wenn ich ehrlich zu mir war, dann war es damals schon ein wenig mehr als nur das gewesen.
Ich schrieb das Buch gedanklich wieder ab und nachdem ich noch eine Weile über den Flohmarkt gebummelt war, hatte sich der Groll auch wieder verzogen und zurück blieb nur Enttäuschung und Einsamkeit. Ich war im späten Nachmittag wieder heimgekommen doch am Abend fiel mir die Decke auf den Kopf und ich beschloss, dass ich keine neuen Leute kennen lernen würde, wenn ich nur in der Wohnung saß.
Also zog ich mir meine schwarze Jeans, ein lila Top und darüber ein schwarzes, durchscheinendes Cape an. Mit einem letzten Blick in den Spiegel verließ ich die Wohnung.
tbc: Chinese


![]() 0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 42 Gäste , gestern 135 Gäste online |
![]()
Das Forum hat 554
Themen
und
1073
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
![]() | Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen |