<---- Jensens Villa

Als ich am morgen im Büro ankam ging ich sofort meine Emails durch und hielt den Atem kurz an als ich sah das Kat mir bereits etwas bezüglich der Website geschickt hatte doch sie war schließlich nicht das wichtigste auf meiner Todo Liste und konnte somit warten. Nach dem beschissenen Abend gestern wollte ich nicht direkt am nächsten Morgen mich mit wem aus meiner Vergangenheit auseinander setzen. Wohlmöglich hätte sie mir am Ende noch Beileid wegen des Zeitungs Artikels gegeben und dann wäre diese Woche wirklich richtig am Arsch.
Bis jetzt hatte ich absolut niemanden in meinem Umfeld der mich von früher kannte. Sie kannten mich alle nur als den Mann der ich heute war: Jensen Coleman. Erfolgreicher Geschäftsmann

Die Medien bezeichneten mich auch öfters als eiskalt und unberechenbar aber solten sie das nur schreiben. Es kränkte mich nicht sondern brachte mir Respekt ein und genau das war es was ich wollte. Ich musste mich nie für mein Verhalten entschuldigen vor niemanden. Der einzige der es immer wieder für nötig hielt mir vorzuhalten was für ein Arsch ich doch geworden bin war Jared aber darauf gab ich nichts. Diese eine Person konnte ich getrost verdrängen doch das Auftauchen von Kat riss mich tatsächlich aus dem Konzept. Ich hoffte einfach das sie beim nächsten Meeting nicht auf die Idee kommen würde mit mir weiter Small Talk zu führen oder in längst vergangenen Zeiten herumzuwühlen.

Es war später als gewöhnlich als ich zum Mittag Essen aufbrach. Früher hatte ich mein Büro nie verlassen aber irgendwann hatte ich festgestellt das hier und da ein paar Gespräche mit Bekannten ganz gut taten und ich konnte mich auf dem laufenden halten. Meine Bekannten bestanden natürlich meist aus Personen mit welchen ich Geschäftlich zu tun hatte. Freunde hatte ich wie gesagt nicht.

Satt und aufgeladen mit neuer Energie betrat ich den Aufzug und blickte in das erschrockene Gesicht von Pierre. Sofort schaute ich hinter mich doch sein erschrockenes Gesicht galt eindeutig mir. "Mr. Coleman. Sie waren zu Tisch?" fragte er etwas eingeschüchtert. "Ja? Was ist los Pierre?" fragte ich ihn während sich die Aufzug Türen schließten. "Ich dachte Sie wären in Ihrem Büro Mr. Coleman. Die junge Dame von gestern hat gewünscht Sie zu sehen und ich habe sie hochgebracht" erzählte er mir. "Sie müssen schon genauer werden. Welche junge Dame?" hakte ich nach woraufhin ich relativ zügig eine Antwort bekam. "Sie war etwas kleiner und Brünett. Hatte gestern ein Kostüm an" antwortete er mir und ich konnte mir ein großes Schnaufen nicht verkneifen. "Nun drücken Sie schon den Knopf Pierre" befahl ich ihm damit der Aufzug nach oben fuhr und mich in mein Büro brachte.

Ich würdigte den Mann keines Blickes mehr als ich den Fahrtstuhl verließ und öffnete die Türen zu meinem Büro und da saß sie tatsächlich. "Kathlyn" sprach ich ihren Namen so neutral wie möglich aus. Ihr Outfit ließ mich kurz die Luft anhalten. Sie sah aus wie früher. Gestern in dem Kostüm hätte ich sie kaum wieder erkannt aber heute in diesem lässigen Outfit sah sie aus wie damals.
Aber damals lag ewig zurück.

"Was willst du hier?" fragte ich sie und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl.

"Ich weiß das du noch nicht lange im Business unterwegs bist aber hier, sowie im Privatleben, muss man lernen Prioritäten zu setzen Kathlyn. Wenn du also den Auftrag angenommen hast weil du denkst ich setze dich als eine meiner höheren Prioritäten dann muss ich dir sagen dem ist nicht so" antwortete ich ohne sie an zu sehen sondern widmete meine Aufmerksamkeit den Unterlagen vor mir. Als ich den Satz zuende gelesen hatte sah ich zu ihr auf und schaute sie kurz an ehe ich den Blick Kontakt wieder abbrach und ihre Email öffnete. Ganz genau schaute ich mir ihren Entwurf an und stellte fest das sie etwas von ihrem Beruf verstand doch eine Anmerkung hatte ich. "Die Schrift ist zu verspielt. Ich Bitte um Änderung. Ansonsten bin ich zufrieden mit dieser Arbeit" teilte ich ihr neutral mit denn auch wenn ich ihre Arbeit verdammt gut fand würde ich ihr das niemals so offensichtlich sagen. Sie stand noch am Anfang ihrer Karriere. Jetzt War noch nicht die Zeit Sie in den Himmel zu loben. "Du kannst die fertige Seite mir dann schicken und ich lasse sie einfügen. Wenn alles steht Wirst du deine verlangte Vergütung per Check erhalten" teilte ich ihr noch mit.

Ich musste zugeben das es mich reizte zu wissen was sie wieder in Malibu wollte aber es ging mich nix an das zu erfragen. Ich ließ den Blick kurz durch den Raum gehen und bemerkte das die Zeitung von gestern immer noch neben mir lag. Ohne große Aufmerksamkeit zu erregen legte ich einen Stapel Papiere auf diese.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue verfolgte ich ihre Schritte Richtung Balkontür und fragte mich was sie vor hatte. Wollte sie springen?
Wie es schien musste ich keinen Leichenwagen herbestellen sondern mir einfach nur ihre Sprüche anhören darüber was sie wohl von all dem hier hielt und das war relativ wenig. "Was soll das werden?" fragte ich sie unbeeindruckt.

"Wenn das eine versteckte Anspielung darauf sein soll das du meinst ich wäre ein arrogantes Arschloch dann spar uns doch beiden die Zeit und sag es einfach grade heraus. Wäre nicht das erste Mal das ich sowas zu hören bekomme" setzte ich hinten dran und stellte den Locher wieder neben mich ehe ich aufstand, mein Jackett zuknöpfte und mich vor sie stellte.

"Wir sind nicht mehr auf der Higschool. Das hier ist das wahre Leben und wie es scheint bist du immer noch nicht Erwachsen geworden wenn ich mir ansehe das du barfuß durch fremde Büros rennst" sprach ich es aus was wirklich nicht gerade freundlich von mir war aber sie musste begreifen was aus mir geworden war. Ich war nicht mehr der Jensen von früher. Das musste sie verstehen. Sie hatte mich damals verdammt nochmal alleine gelassen.

Jetzt wo sie allerdings so vor mir stand , so nahe wie lange nicht mehr, kamen die Erinnerungen hoch. Ich wusste sie konnte eigentlich nichts dafür denn sie war noch minderjährig also musste sie mit ihren Eltern mit aber sie war einfach weg. Einfach so. Ohne ein Wort zu sagen und genau wegen diesen Gedanken konnte ich es mir einfach nicht mehr länger verkneifen.

"Was um alles in der welt willst du überhaupt wieder in Malibu?!"

Ich verfolgte sie mit meinem Blick als sie an mir vorbei ging nachdem sie mir nochmal deutlich gesagt hatte was sie von mir hielt.Das sie mich allerdings bei meinem Spitznamen nannte ließ mich kurz die Luft anhalten. So hatte mich seid Jahren keiner mehr genannt.

"Ich hab es nicht nötig dich raus werfen zu lassen. Ich traue dir genug Intelligenz zu das du weißt wann es an der Zeit ist zu gehen Kat" sprach ich auch ihren Spitznamen aus allerdings nicht freundlich denn sie brachte mich auf die Palme mit ihrem getue und ihrem Sturkopf und die nächsten Worte meinerseits ließen sich auf Grund dessen nicht vermeiden.

"Es ist nicht meine Schuld das du hier keine Freunde hast und wenn du in dem Glauben hier her gekommen bist heute das wir über alte Zeiten plaudern und uns zusammen Led Zeppelin oder Van Halen anhören dann hast du dich geschnitten. Mein Leben von damals ist begraben. Das was du hier vor dir stehen siehst: DAS bin ich nun. Den Jensen von damals gibt es nicht mehr also such dir andere Freunde Kathryn denn ich habe kein Interesse!!!" knallte ich ihr deutlich hin und wurde zum Ende hin etwas lauter.

Es war verdammt langr her das mich jemand so aufgebracht hatte aber es war nicht schwer zu erkennen wieso. Sie war meine Vergangenheit. Sie verkörperte mein altes ich. Mein altes Leben in welchem meine Eltern noch nicht tod und mein Bruder und ich beste Freunde waren. Das lag so lange zurück das ich manchmal das Gefühl hatte es war nur ein Traum oder eine Einbildung. Ich hatte das so weit nach hinten verschoben in meinen Erinnerungen und das hatte all die Jahre perfekt funktioniert bis diese Frau hier auftauchen musste. All das was ich früher an ihr bewunderte war jetzt genau umgekehrt: Mich machte ihre Art rasend vor Wut

Ich wusste nicht was mich mehr ankotzte. Die Tatsache wie sie mit mir sprach oder die Tatsache das ihre Worte mir nicht ganz am Arsch vorbei gingen. Zumindest nicht so schnell wie ich es gern hätte. "Schön dann sind wir uns ja einig" antwortete ich ihr etwas lauter zurück als sie sich auf das Sofa setzte und tatsächlich ihren Laptop startete. Meinte sie das wirklich ernst?!

Ich konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln und mich wieder auf meinen Stuhl zu setzen.
Von mir aus: Dann sollte sie eben den Kram hier zuende machen dann würde es wenigstens das letzte mal sein das ich sie sehen musste denn ich konnte mir nicht noch so einen Ausbruch leisten. Ich erkannte mich grade selbst kaum wieder.
Oder vllt doch?

Ich schüttelte den Gedanken schnell ab und sortierte meinen Schreibtisch während mir die beschissene Zeitung wieder ins Auge stach welche ich nahm und geräuschvoll in meinen Papierkorb schmiss. Diese Drecks Journalisten.

Als nächstes klickte ich mich durch meine neuen Mails und meinen Termin Kalender doch mein Blick wanderte immer wieder zu der Frau auf dem Sofa welche wie bekloppt auf ihrer Tastatur rum klimperte. Da konnte sich kein Mensch konzentrieren aber zumindest sah es so aus als ob sie es war. Kein Wunder das sie so schnell und zügig dann arbeitete.

Langsam began ich mich wieder abzuregen aber ich fühlte mich immer noch seltsam. Natürlich hatte ich oft genug Wutausbrüche wegen irgendwelchen unfähigen Geschäftspartnern oder Mitarbeitern. Erst mit der Zeit hatte ich gelernt das ganze nicht mehr an mich gehen zu lassen sondern meine Wut eher in meine Blicke zu legen. Ich lernte das herumschreien nicht die Lösung war sondern verpackte es anders um den Leuten zu verstehen zu geben das sie verdammt nochmal verschissen hatten aber hier und jetzt hatten mich die Emotionen wieder gepackt und das nervte mich. Nicht nur das. Es machte mir Angst. Mit jeder Sekunde die verstrich hatte ich die Befürchtung das Fragen von ihr kommen würden die mich noch mehr zur Weißglut bringen würden. Fragen über Jared, über meine Eltern....
Fragen über die letzten 10 Jahre. Ich hoffte mein Ansage war klar und sie würde es nicht versuchen denn ich wüsste nicht wie ich damit umgehen sollte. Die Fragen der Reporter konnte ich verkraften denn sie taten nur ihren Job aber persönliche Fragen von Menschen die einem mal nahe standen waren da eine andere Sache.

Ihr "Fertig" ließ mich von meinem PC wegschauen und ich konnte feststellen das sie nicht die Absicht hatte sich zu bewegen. Normalerweise hätte ich sie nun aufgefordert ihren Hintern hier her zu bewegen doch für einen Mittag waren das mir bereits genug Auseinandersetzungen mit dieser Frau. Gelassen stand ich auf , stellte mich vor sie und drehte den Laptop zu mir herum welcher mir das Ergebiss zeigte was ich haben wollte. "Gut. Schick es mir rüber" war meine Aussage und drehte den Laptop wieder zu ihr zurück ehe ich mich wieder an meinen Schreibtisch bewegte und die Email öffnete die sie mir sendete. Ich schaute es mir nochmal in Ruhe an und war nun vollends zufrieden damit. "Gut alles klar ich leite es weiter und lasse die neue Website online gehen" teilte ich ihr mit, sah sie kurz an und öffnete dann meine oberste Schreibtischschublade aus welcher ich mein Check Buch herausholte und die vereinbarte Summe darauf notierte.

Als ich das Blatt aus dem Checkbuch riss sah ich kurz zu ihr denn hier mit, mit diesem riss und dem überreichen des Checks war unsere Zusammenarbeit erledigt. Immer noch den Blick auf ihr gerichtet legte ich ihre Vergütung vor mich und faltete dann die Hände ineinander. Wieso sie nach Malibu zurück kam machte für mich immer noch keinen Sinn aber arbeitslos würde ich sie nicht lassen. Ich hatte ihr Talent gesehen und auch wenn ich ihr das, wie gesagt, nicht persönlich so mitteilen würde, würde ich sie weiter empfehlen an andere Hotels und Geschäfte allerdings ohne ihr Wissen. Ich wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen. So ein Arsch war ich dann auch nicht.

"Dann bedanke ich mich für die Zusammenarbeit" brachte ich noch heraus und wartete das sie sich von der Couch erhab um ihren Check zu holen.

Die Stunden vergingen nachdem Kat weg war und ich hatte die Begegnung immer noch im Kopf herumschwirren. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah war es 16:30 Uhr und ich entschied mich eine Runde raus zu gehen um vielleicht eine bar aufzusuchen. Ich hatte nach diesem Treffen wirklich keinen Kopf mehr gerade um weitere Büroarbeit zu machen. Ein kurze Mitteilung genügte um meine Anrufe an die Rezeption unten durchstellen zu lassen während ich weg war.

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